Liederkranz Sondelfingen: Ein Leben für den Gesang

REUTLINGEN-SONDELFINGEN. »Ein herrlicher Spätsommertag«, so Karl-Ulrich Ruggaber, hatte dem Liederkranz Sondelfingen geradezu unglaubliches Wetter präsentiert, um die Matinee in der Stephanuskirche zu zelebrieren. Die Sonne strahlte durch die Fenster im Kirchenschiff, umrahmte und beleuchtete den Gesang des Vereins, der 1885 gegründet wurde. Passend zum Wetter besangen die Liederkranz-Mitglieder etwa »Des Sommers letzte Rose« oder auch »Bunt sind schon die Wälder«.


Vereinsmitglieder wurden für ihre langjährige Treue zum Liederkranz Sondelfingen geehrt (von rechts) Kurt Veith, Willi Feucht, Renate Kleiszner und Helma Koch. Foto: Norbert Leister

Begonnen hatte der Chor allerdings mit »Bald prangt, den Morgen zu verkünden, die Sonn’ auf gold’ner Bahn« von Wolfgang Amadeus Mozart. 1791 wurde das Stück als Bestandteil der »Zauberflöte« mit uraufgeführt, wie Ruggaber als Vereinsvorsitzender am gestrigen Sonntag während der Matinee ausführte. Die Oper sei eine der weltweit am häufigsten aufgeführten, Ende des Jahres 1791 starb Mozart, gerade mal 35-jährig.

 

Goldener Vereinsring
Neben viel Gesang gab es auch die bereits gewohnten Ehrungen: Acht Kandidaten waren geladen, nur zwei hatten den Weg in die Stephanuskirche gefunden: Renate Kleiszner und Willi Feucht wurden für ihre 30-jährige Treue zum Liederkranz mit der goldenen Ehrennadel geehrt. Helma Koch erhielt den Goldenen Vereinsring, denn: Sie singt seit 30 Jahren aktiv im Chor mit.

Selbst nach dem Wegzug aus Sondelfingen ließ sie es sich nicht nehmen, weiterhin wöchentlich zu den Chorproben zu kommen, so Ruggaber. Eine vom Liederkranz ganz neu geschaffene Ehrung wurde am Sonntag zum ersten Mal vergeben: »Die Goldene Lyra mit Diamant erhalten nur ganz wenige Personen«, so der Vereinsvorsitzende. Dabei handle es sich um eine Auszeichnung, die nicht mehr zu toppen sei.

Kurt Veith erhielt diese Auszeichnung für seine Mitgliedschaft seit dem Jahr 1952. Als er in den Liederkranz eintrat, war er 25 Jahre, sang als erster Tenor, bekleidete Ämter wie zweiter und erster Vorsitzender, »und er hat schon alle Ehrungen erhalten – vom Liederkranz, von der Stadt, vom Schwäbischen Sängerbund bis hin zum Deutschen Chorverband«, so Ruggaber.

Veith habe unbedingt die 60-Jahr-Marke als aktiver Sänger erreichen wollen, doch zwei Jahre zuvor musste er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. »Vielen Dank für ein Leben für den Gesang und für ein Leben für den Liederkranz«, betonte Karl-Ulrich Ruggaber.

 

Schlager-Solo
Seit 62 Jahren ist Kurt Veith Mitglied im Verein, davon 58 Jahre als aktiver Sänger. Eine ganz besondere Überraschung hatte sich Gesangskollege Eugen Markucik für die Ehrung ausgedacht: »Ich weiß, dass Kurt in jugendlichen Jahren gerne Schlager mitgesungen hatte.« Flugs ging Markucik zum Klavier und präsentierte ein schwäbisch-swingendes Schlager-Solo, das sogar zur Jahreszeit passte: »Gang na, hol Moscht«, gab der Musiker zum Besten – sehr zur Freude von Kurt Veith und den anderen Besuchern der Matinee. (GEA)