Musikalische Reise in frühere Zeiten


Liederkranz Sondelfingen gibt in der Stephanuskirche eine stimmungsvolle Frühling-Serenade zum Besten.


Eine Kirche, ein Chor: Bei »Seemann, deine Heimat ist das Meer« sangen alle gemeinsam – Liederkranz wie Publikum. FOTOS: RABE Foto: Alexander Rabe


REUTLINGEN-SONDELFINGEN. Die Stephanuskirche voll besetzt, der Chor bestens aufgelegt, das Programm vielfältig und locker: Die Frühling-Serenade, die der Liederkranz Sondelfingen am Sonntagnachmittag zur Aufführung brachte, bot eine gute Stunde bester musikalischer Unterhaltung. Hinter dem Motto »Melodien der vergangenen Jahre« verbarg sich kein Aufwasch vergangener Auftritte, sondern ein ausgiebiges Schwelgen in Erinnerungen – mit Musik, die man noch in Tanzlokalen hörte und nicht durch Kopfhörer-Stöpsel im Ohr.

»Die Serenade gibt uns die Möglichkeit, den Mitgliedern und Freunden des Liederkranzes Sondelfingen einmal danke zu sagen für die jahrelange Treue«, sagte Vorsitzender Lothar Bentele. Dieser Dank hatte mit »Ein kleines Stück Musik« begonnen und mit einem Medley aus Melodien von Michael Jary nahm das von Eugen Markucik locker moderierte Konzert seinen heiteren Lauf.

Ob swingend am Klavier oder schmachtend am Akkordeon: Eugen Markucik ist nicht nur Sänger, sondern auch Tastenkünstler des Liederkranzes. Foto: Alexander Rabe
Der erste Höhepunkt folgte prompt: »Seemann, deine Heimat ist das Meer«. Denn beim allseits bekannten Stück wurde der mit lediglich vierzehn Frauen und sieben Männern recht dünn besetzte und von Olga Haas geleitete Chor vom Publikum bemerkenswert stimmgewaltig unterstützt. Zudem lief Eugen Markucik zur Höchstform auf.

Entertainer Markucik
Denn es zeigte sich, dass der Mann nicht nur singen und moderieren kann, sondern auch ein wahrer Tastenkünstler ist – und zwar nicht nur in seinem Amt als Schriftführer des Vereins. Den Seemann und die Sangesfreunde begleitete er auf seinem »Schifferklavier« über das Meer, direkt nach dem Schlager setzte er sich ans Piano und ließ den Entertainer endgültig raus.

Bei »Das ist der Frühling von Berlin« und »Buona Sera Signorina« zeigte Markucik seine beschwingte oder besser gesagt beswingte Seite. »Da hat man den Partner noch in den Arm genommen beim Tanzen und isch net bloß nebaherg’hobset«, sagte Markucik. Er sang und spielte sich mit viel Charme durch die bekannten Nummern, ließ die Zuhörer nicht mehr still sitzen – und zog sich nach frenetischem Beifall wieder in Reihe zwei seines Chores zurück, der nach einem von Helga Ruggaber vorgetragenen Gedicht den »Butterfly« durch die Stephanuskirche fliegen ließ.

Helga Ruggaber bekam für 30 Jahre aktives Singen von Rudolf Ruszat den goldenen Liederkranz-Ring angesteckt. Waltraud Felder (rechts) wurde für zehn Jahre im Sondelfinger Chor geehrt. Foto: Alexander Rabe


Die junge Pianistin Leonie Metz, Enkelin von Tastenkünstler Markucik, unterhielt das Publikum mit »Yesterday« von den Beatles und »Balade pour Adeline« von Richard Clayderman. Nach Startschwierigkeiten bei der Nummer der Pilzköpfe aus Liverpool tanzten ihre Finger souverän über die Tasten und am Ende gelang ihr auch noch der Beatles-Hit.

Ein weiteres Frühlingsgedicht leitete über zur »Reise ins Glück«, an der sich wieder jedermann stimmlich beteiligte. Eugen Markucik baute schließlich mit »Hallo, schönes Fräulein« die textlich ideale Brücke zu den Ehrungen. Schließlich wurden mit Waltraud Felder (10 Jahre Mitgliedschaft) und Helga Ruggaber (30 Jahre) zwei im Chor aktive Damen geehrt. Helga Ruggaber bekam von Rudolf Ruszat als besondere Auszeichnung den goldenen Ring des Liederkranzes angesteckt. Für passive Mitgliedschaft sollten Ursula Schönweitz (40 Jahre Mitgliedschaft), Bernd Veith (50 Jahre) sowie Willi Barth und Ferdinand Veith (je 60 Jahre) ausgezeichnet werden. Von den »Passiven« war allerdings nur Bernd Veith in die Stephanuskirche gekommen.


Der musikalische Schlussakkord bestand aus Udo Jürgens’ Hit »Ich war noch niemals in New York« und der »Weißen Madonna« von Mario Torini. Doch damit wollte sich das Publikum noch nicht zufriedengeben. Der Wunsch nach einer Zugabe von Chor und Pianistin wurde besonders von einem Zuhörer in Reihe eins vehement vorgebracht. Erfüllt wurde er gerne. Es war der gelungene Abschluss einer Serenade, die beim Publikum bestens ankam und bei einem Glas Sekt ihren geselligen Ausklang fand. (GEA)